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28.06.2023

Vom Lehen zum Schmuckstück - Blick in die Geschichte von Niederricht

Vom Lehen zum Schmuckstück - Blick in die Geschichte von Niederricht

 

„Seit undenklichen Zeiten Eigenthum der Ortsgemeinde Niederricht“ heißt es im Kataster von 1839, und tatsächlich hat das kleine Dorf westlich der Herzogstadt eine lange Geschichte. In der Hofstelle Hausnummer 6, beim „Jungbauern“, wohnt heute noch Adolf Himmerer, der 1941 hier geboren wurde und mit seinen beiden älteren Brüdern Hans und Georg in Niederricht aufwuchs. Er gibt uns einen kleinen Einblick in die Geschichte des Örtchens.
„Niederrieth“ hieß das kleine Dorf fünf Kilometer westlich von Sulzbach-Rosenberg früher einmal und gehörte noch nicht zur Stadt Sulzbach-Rosenberg, sondern bis 1978 zum Landkreis, zur früheren Gemeinde Röckenricht. 1366 ist es schon erwähnt als „zu der Nidern Reut“, ein Lehen der Stadt Sulzbach. Über „Nidernried“ und „Nidernricht“ kam es 1798 zu seinem heutigen Namen.

Adolf Himmerers Bruder Georg hat früher viele Fakten zusammengetragen über die Orts- und Familiengeschichte. „Wahrscheinlich wurde bereits im frühen Mittelalter der von Natur aus vorhandene Buchen-, Fichten- und Kiefernwald von eingewanderten Siedlern und Leibeigenen der auf den umliegenden Burgen wohnenden und über das Land herrschenden Grundherren gerodet und mit Stockhauen und Harken für den Ackerbau nutzbar gemacht“, heißt es in seinen Aufzeichnungen. Da es den Namen „Oberricht“ für eine zusammenhängende Flur etwa einen Kilometer westlich von Niederricht heute noch gibt, sei anzunehmen, dass auch dort früher einmal einige Höfe gestanden hatten,die später aber nach Niederricht umsiedelten.

Weiter berichtet er: „Nachweislich verwalteten das Sulzbacher Land bereits im 11. und 12, Jahrhundert die auf den umliegenden Burgen sitzenden Grafen, Vögte und Ministeralien. Rupprechtstein und Neidstein waren damals Burgen des Hochstifts Bamberg, die an die Grafen von Sulzbach verlehnt wurden und seit dem Übergang dieser Hochstiftslehen an die Hohenstaufen als Reichslehen galten. Die ältere Burg war wohl Rupprechtstein. Eine Linie davon saß dann auf Neidstein, eine dritte Linie nahm Sitz auf Freudenberg.

Als die Rupprecht- und Neidsteiner Linien später ausstarben, übernahmen die Freudenberger diese Besitzungen. 1594 verkauften sie an Kurfürst Friedrich IV. von Bayern. Die Pfarrlehen von Neukirchen konnten nicht mitverkauft werden, da sie ja als Stammlehen dem Reich gehörten. Die Freudenberger nutzten diese Neukirchener Lehen bis zur Ablösung Mitte des 19. Jahrhunderts für ihre Nachkommen, Witwen und Waisen.“

Nachdem sich 1806 Bayern zum Königreich vereint hatte, wurde das Land neu vermessen. Dadurch konnten Messtischblätter und Grundsteuerkataster für die königlichen Rentämter angelegt werden. Neun Anwesen finden sich 1839 für Niederricht: Der Purrerhof, Wedlhanns, Schneider, Edelbauer, das Taglöhnerhaus, der Jungbauer, Adlbauer, Wolfohr und das Hirtenhaus. Zwischen 1860 und 1883 kamen drei weitere Anwesen hinzu, die Hausnummern 10, 11 und 12. Ihre Grundstücke stammten zum großen Teil vom Wedlhanns, Edelbauern und Jungbauern, den drei größten Höfen im Ort.

Adolf Himmerers Vater Leonhard heiratete 1932 auf den „Jungbauer-Hof“, das Hochzeitsbild zeigt eine stattliche Gesellschaft. Der alte Hausname blieb selbstverständlich erhalten und schmückt heute noch das Anwesen. Erbaut wurde das Haus 1885 von Johann Kurz, Baumeister Ertel zeichnete verantwortlich.

Und Georg Himmerer weiß noch interessante Fakten zur Dorfgeschichte: Schon vor dem Krieg hatten einige Bauern in Niederricht kleine Mengen Hopfen angebaut - das schlief aber bald wieder ein. Am 22. April 1945 besetzten amerikanische Soldaten einen Tag lang den Ort Niederricht. Im Jahr 1954 tauchte der erste Schlepper im Dorf auf, er stand im Haus Nr. 1. 1929 hielt dann die Elektrizität Einzug in Niederricht, 1953 kam die ersehnte Wasserleitung. Und heute ist das saubere Dorf ein Schmuckstück.

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