29.01.2025
Uhrmachermeister Markus Sindel wirbt für den faszinierenden Beruf (Teil 2)
„Am Werktisch sind alle gleich“ - das ist eine alte Uhrmacherweisheit. Hier zählen nur Können und Erfahrung, Leidenschaft und Technikverständnis. Uhrmachermeister Markus Sindel stellt nach der Werbung für den Ausbildungsberuf das Handwerk an sich etwas vor: Mechanische Uhren boomen seit Jahren, sie kosten oft viele tausend Euro - nur die entsprechenden Handwerker werden immer weniger. Und eine mechanische Uhr braucht einen Kundendienst, genau wie ein Auto.
Sindel veranschaulicht die Leistung eines Präzisionsuhrwerks anhand einer Zahlenspielerei: Eine Taschenuhr mit Federzug ist nach rund 40 Stunden abgelaufen - dabei würde ein PS genügen, um drei Milliarden Taschenuhren in Gang zu halten. Fünf Unruhschwingungen der Taschenuhr pro Sekunde summieren sich auf 157 680 000 000 Schwingungen in einem einzigen Jahr. Stellt man sich die die Schwingung als Strecke vor, so legt die Unruh 28,25 Zentimeter pro Sekunde zurück, was wiederum 24,4 Kilometer am Tag und 8908 Kilometer im Jahr entspricht - in viereinhalb Jahren einmal um die Erde. Wahrlich faszinierend, diese technischen Meisterwerke.
Fehler im Werksgang herauszufinden und zu beheben gehört zu den herausforderndsten Aufgaben eines Uhrmachers. Dabei sind Erfahrungen im Uhrenbau von enormem Vorteil. „Die Weltklasse-Firmen wie Patek, Rolex, Breitling, Glashütte usw. zahlen wirklich gute Gehälter für Service-Uhrmacher, die ihr Handwerk verstehen“, weiß Sindel. Aber er ist auch auf anderen Gebieten erfahren: Ob es sich um die Turmuhr der Annaberg-Kirche mit ihren langen Gewichtsseilen handelt oder um eine uralte Standuhr, an der einige Teile fehlen, ob Opas Taschenuhr oder eine zierliche Damen-Kreation aus dem vorigen Jahrhundert - ein guter Uhrmacher wird mit allen Herausforderungen fertig. Notfalls fertigt er benötigte Ersatzteile eben selber an - das hat er ja in der Ausbildung an Drehbank und Feile gelernt. Selbst das Wechseln einer Knopfbatterie an einer preiswerten Armbanduhr will gelernt sein - bei der Do-it-yourself-Methode entsteht in der Regel schädliche Korrosion im Gehäuse.
Ob Quali, Mittlere Reife oder Abitur - der Weg zum Uhrmacher ist immer offen. In einer freien Werkstatt, das kann Markus Sindel nur bestätigen, bringt beinahe jeder Tag neue Herausforderungen: Uhren empfehlen und erklären, Service leisten, Batterien wechseln, Revisionen durchführen bei teureren Modellen, Bänder angleichen, Gläser wechseln und immer wieder der Blick ins Uhrwerk: Wo hakt es, wo muss nachreguliert werden? Die Lupe vorm Auge, stets die Pinzette in der Hand und den absoluten Überblick, was wohin gehört. Und dann der zufriedene Gesichtsausdruck beim Kunden, wenn der geliebte Zeitmesser wieder schnurrt wie in jungen Jahren, wenn Tradition in der Familie erhalten bleibt.
„Handwerk hat immer goldenen Boden, und das Uhrmacher-Handwerk sowieso“, stellt der Uhrmacher-Meister fest und appelliert an alle Schulabgänger, sich zu informieren und zu begeistern für ein uraltes Können, das nie an Wert verliert und seinen Mann oder seine Frau gut ernährt. Und was könnte faszinierender sein als die Zeit zu machen?
Nähere Infos: www.uhren-schmuck-pemsel.de